18. Doktor Martin Luther.
67
gute Fortschritte; mit achtzehn Jahren kam er auf die Hochschule (Uni-versitt) in Erfurt. :
Luthers Vater, der durch unermdlichen Flei allmhlich aus drftigen Verhltnissen zu einem gewissen Wohlstande sich emporgearbeitet Universitt, hatte, war ehrgeizig; er wnschte, Martin solle Rechtsgelehrter werden,
nm die hchsten Wrden erlangen zu knnen. Und so studierte er die Rechtswissenschaften. Aber Gott hatte ihn zu etwas anderem bestimmt.
Hatte Luther schon die Bibel, die er in Erfurt genauer kennen lernte,
ernster gestimmt, so erschtterte ihn der pltzliche Tod eines lieben Freundes aufs tiefste. Wie wrdest du vor deinem Gott bestehen, wenn er dich jetzt vor sich fordern wollte?" fragte er sich. Und immer strker wurde in ihm die Angst um sein Seelenheil. Endlich glaubte er den einzigen Weg gefunden zu haben, Gottes Gnade zu erlangen: er trat in das Kloster der Augustiner und wurde Mnch. Der Vater zrnte ihm darber sehr, sah er doch damit seine liebsten Hoffnungen vernichtet. Dazu kam,
da die Mnche damals beim Volke in geringem Ansehen standen, wgil ans vielen Klstern die alte strenge Zucht verschwunden tool//'
Aber der junge Mnch selbst hatte sich sehr getuscht, wenn er hier s^&[8 innere Sammlung und Seelenfrieden zu finden gemeint hatte. Zunchst wurde er zu den niedrigsten Diensten (wie Ausfegen) herangezogen, ob-wohl er auf der Universitt schon fr einen tchtigen Gelehrten gegolten hatte. Auch mute er mit dem Sack auf dem Rcken fr das Kloster betteln gehen. So verlangte es die Zucht dieses Klosters, der sich jeder,
auch der Vornehme und Gelehrte, fgen mute. Traurig stimmte es ihn,
als er sah, da er auch als Mnch keine Fortschritte in der Heiligung mache, da er die Regungen des Zornes, Hasses, Neides, der Ungeduld noch nicht bemustern gelernt habe. Er fiel zuweilen in eine so tiefe Ohnmacht, da er nur durch die Klnge der Musik, die er sehr liebte, ins Leben wieder zurckgerufen werden konnte Er wrde an der inneren Seelenqnal auch krperlich zugrunde gegangen sein, wenn ihn nicht ein teilnehmender Ordensbrnder auf das trstliche Wort des Apostels Paulus hingewiesen htte*): Der Mensch wird gerecht nicht durch des Gesetzes Werke, sondern allein durch den Glauben", und da wir im dritten Artikel bekennen: Ich glaube an eine Vergebung der Snden." Das war Balsam fr die wunde Seele.
An der Spitze des Augustinerordens stand ein frommer Oberer,
Staupitz mit Namen. Dieser wurde auf den eigengearteten Mnch, der es mit seiner Besserung so ernst nahm, aufmerksam. Bald erkannte er,
da er ihn aus dem einsamen Grbeln herausreien msse. Nnn war *) Rmer 3, 28.
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Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Luthers Martin Mnch Apostels Paulus
101
Vöses mit Gutem vergelten sollen." Die Sachsen, welche den
Anforderungen Vonifacius, das Christenthum anzunehmen, sich
immer hartnackig widersetzt hatten, unterlagen endlich der Ueber.'
macht Karls des Großen, der mit dem Schwert in der Hand
das Christenthum verbreitete, wenn Güte nicht ausreichte.
5. Leider blieben die Bekenner des Christenthums selbst
nicht immer bei der reinen Lehre Jesu stehen, und dadurch ge-
rieth die christliche Kirche sehr in Verfall. Falsche Lehrmeinun-
gen nämlich und Lehrsätze schlichen sich in die christliche Kirche
ein. Es entstanden allerlei Parrheicn, die sich gegenseitig um
Lehrmeinungen stritten und anfeindeten, und allerlei Mißbräuche,
als: das Verehren der Heiligen, der Bilder der Heiligen, der
Reliquien (Ueberbleibsel von Jesu, den Aposteln oder heiligen
und für heilig gehaltenen Menschen rc.) und die Lehre vom
Fegefeuer. (Das Fegefeuer ist, nach der Lehre der katholischen
Kirche, ein Ort außer dem Himmel und außer der Hölle, an
dem die vollendeten Gerechten die Strafen, welche sie durch dir
Erlaßsünden sich zugezogen haben, abbüßen, und aus dem sie
gereinigt hervorgehen und des Anschauens Gottes gewürdigt
werden.) Hiezu gesellte sich das Mönchsthum, mdem sich
einige Menschen, um sich abzusondern von der argen Welt, in
entfernte Oerter begaben, um. dort in stiller Einsamkeit unter
Gebet, Fasten, Wachen und Geißelung ein Gott geweihtes
Leben zu führen. Diese wurden Einsiedler (Eremiten) genannt.
Sie kamen bald unter den übrigen Christen in Ansehen und in
den Ruf der Heiligkeit. Mehre Christen gesellten sich zu ihnen;
es entstanden Gesellschaften solcher frommen Männer, und es
wurden Vorschriften ihres gegenseitigen Verhaltens und ihres
Wirkens nöthig. Die Wohnungen derselben wurden erst in
Wildnissen erbaut oder doch an einsamen Stellen und nachher,
als man auch wol in der Nahe von andern Menschen diese
Wohnungen aufführte, wurden sie mit cinbr Mauer umgeben
und erhielten davon den Namen Klöster, d. i. eingeschlossene
Wohnungen. Die Bewohner dieser Klöster hießen Mönche,
d. i. Einsamlebende, und die Vorsteher Aebre, d. i. Väter. Die
Jungfrauen wollten in der übel verstandenen Frömmigkeit nicht
zurückbleiben, traten daher in ähnliche Gesellschaften zusammen
und nannten sich Nonnen, d. i. Mütter. Die Mitglieder die-
ser Gesellschaften mußten sich zum Gebete, zur Armuth, zur
Ehelosigkeit und zum unbedingten Gehorsam verpflichten. —
Endlich geriethen die Haupt-Vorsteher der christlichen Kirche,
die Bischöfe zu Rom, Constantinvpel, Jerusalem,' Antiochien,
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Extrahierte Personennamen: Karls
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Jesu Jesu Gottes Wildnissen Rom Jerusalem
109
Jahr nachher dem Freunde Hußens, Hieronymus von Prag, zu
Theil. Er wurde auf derselben Stelle verbrannt, an welcher
das Feuer Hußens Gebeine verzehrt hatte. Da die Freunde
Hußens ihres Lehrers Verbrennung erfuhren, entbrannten sie
vor Zorn. Der furchtbare Hussitenkrieg brach aus, in welchem
ein böhmischer Edelmann, Johannes Ziska, an der Spitze
seiner treuen Böhmen sechs wüthende, siegreiche Feldzüge ge-
gen Kaiser und Papst führte. Die Nachkommen der Hussiten
sind bekannt unter dem Namen der böhmischen und mährischen
Brüder.
12. Kraftvoll, fest und von wahrer Gottesfurcht durch-
drungen, tritt jetzt unser geliebter Dr. Martin Luther auf. Er
wurde im Jahre 1463 auf einer Reise in Eisleben geboren.
Sein Vater hieß Hans Luther, der im Dorfe Möre wohnte,
bald aber nach Mansfeld zog und dort an den Bergwerken ar-
beitete. Hans Luthers Gottesfurcht, Treue und Rechtschaffen-
heit erwarben ihm allgemeine Achtung, so daß er bald unter
die Mitglieder des Stadtraths aufgenommen ward. Der kleine
Martin wurde früh in die Schule geschickt und anfangs vom
Vater auf den Armen dahin getragen. Im I4ten Jahre kam
Luther auf die Schule zu Magdeburg und ein Jahr nachher
auf die Schule zu Eisenach, woselbst er in der ersten Zeit küm-
merlich lebte, jedoch bald von einer reichen Kaufmanns-Wittwe
Unterstützung erhielt. 1501. begab er sich auf die Universität
nach Erfurt und ward daselbst 1503 Magister. Doch sein an-
haltendes Studium und seine Zurückziehung von Menschen mach-
ten ihn etwas scheu und kränklich. Der Vater Martins wollte,
sein Sohn sollte die Rechtswissenschaft studiren; allein die Vor-
sehung hatte ihn zu etwas Höherem bestimmt, denn als Mar-
tin Luther einst mit seinem Freunde Alexius von einem Besuch
seiner Eltern wieder nach Erfurt geht, erschlägt ein Blitz den
Alexius an Luthers Seite. Luther, voll Angst, thut ein Ge-
lübde, sich dem Klosterlcben zu weihen und geht sogleich, von
Unruhe getrieben, in ein Augustiner-Kloster. Hier fing er an,
die Bibel eifrig zu lesen. Im Kloster mußte er aber die be-
schwerlichsten und ekelhaftesten Geschäfte verrichten, bis endlich
der gute Dr. Staupitz sich des armen Jünglings erbarmte und
ihn dem Kurfürsten von Sachsen zum Lehrer an der Universität
zu Wittenberg empfahl. Jetzt söhnte Luther seinen Vater, der
mir des Sohnes Uebertritc zum geistlichen Stande so sehr un-
zufrieden gewesen war, wieder aus. Auch predigte Luther mit
vielem Beifall und ward zugleich Prediger an der Stadtkirche
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115
übertäubte oft die Stimme des Redners. — So hatte der
große Mann ausgekämpft. Ehret fern Andenken! —
13. Die Reformation hatte mehre fromme Männer be-
geistert, das reine Evangelium zu verkündigen und die päpstlichen
Irrthümer auszurotten. Zu diesen gehörte auch Heinrich van
Zütphen. Er war Vorsteher des Klosters zu Antwerpen ge-
wesen, hatte aber mit allen Mönchen seines Klosters die Re-
formation angenommen und wurde dafür in ein hartes Gefängniß
geworfen, ans welchem er jedoch glücklich entkam. Er predigte
nachher zwei Jahre in Bremen und begab sich darauf, einer
Einladung zufolge, nach Meldorf. Die Bremer baten ihn
inständig, doch bei ihnen zu bleiben; doch ec antwortete: „Ihr
habt zwei Jahre lang das Evangelium unter Euch gehabt, aber
die Dithmarscher sind noch unter den Wölfen und haben keinen
Hirten." Er reis'te ab, kam in Meldorf an, und obgleich die
katholische Geistlichkeit sein Predigen zu verhindern suchte, so
predigte van Zütphen doch und ward gerne gehört. Der Prior
des meldorfer Klosters, darüber erboßt, ruft seine Ordensbrüder
und die Franziskaner-Mönche zusammen und verklagt Heinrich
van Zütphen bei der weltlichen Obrigkeit; doch als diese nicht
strenge genug verfahren will, beruft der Prior bei Nachtzeit
500 Bauern, macht diese durch einige Tonnen Hamburger Biers
zu einer Gräuelthat willig, und so holen sie Heinrich van Zütphen
aus dem Bette. Auf die Frage: „Ob er in Bremen oder
Meldorf gerichtet sein wolle," antwortet der Märtyrer: „Wenn
ich eine falsche Lehre geprediget oder sonst ein Verbrechen be-
gangen habe, so richtet mich hier." Darauf schrie der Pöbel:
„Verbrennt ihn, verbrennt ihn!" Man schleppte ihn daher
nach Heide und häufte einen Scheiterhaufen auf, um ihn zu
verbrennen. Auf dem ganzen Wege dahin wurde Zütphen von
dem rohen Haufen gemißhandelt; doch er bat für seine Feinde:
„Vater, vergieb ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun."
Auf der Richkstärre angekommen, banden sie den Dulder an
eine lange Leiter, und da er beten wollte, suchte man dies
durch Omälen zu verhindern. Die Grausamen stellten die Leiter
an den Holzstoß und unterstützten sie mit einem spitzen Pfahl.
Doch die Leiter schlug um, Heinrich van Zütphen qerieth auf
den Pfahl und wurde jämmerlich durchbohrt. Die Elenden
warfen ihn ins Feuer und schlugen ihn mit Keulen, so lange
noch ein Lebensfunke in ihm war. — Auf demselben Platze, wo
Heinrich van Zütphen verbrannt wurde, haben jetzt die Be-
wohner des Fleckens Heide einen Degrabnißplab eingerichtet
8 *
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_van
Zütphen Heinrich Heinrich
van_Zütphen Heinrich Heinrich_van_Zütphen Heinrich Heinrich_van_Zütphen Heinrich Heinrich_van_Zütphen Heinrich
116
und in der Mitte desselben dem Glaubenshelden aus Dankbar-
keit ein Denkmalgesetzt. — Bald aber wurden die Dithmarscher
anderen Sinnes, so daß sie schon 1525 Adolph Clarenbach zu
Heinrichs Nachfolger beriefen, der aber, ehe er nach Meldorf
kam, zu Cöln den Märtyrertod erdulden mußte. Was aber er
nicht konnte, das thaten mit Gottes Beistand Andere, und
vornämlich der Pastor Nicolaus Boje in Meldorf, der Heinrich
früher dahin berufen hatte, so, daß die ganze Bürgerschaft zu
Meldorf sich verband, keine andere, als Luthers Lehre zu dulden
und dabei zu leben und zu sterben, welchem Beispiel bald das
ganze Kirchspiel, das Kirchspiel Marne und nach und nach die
übrigen Kirchspiele der Landschaft folgten.
14. Indem die Evangelischen sich bemühten, das reine
Evangelium immer mehr zu verbreiten, waren die Katholiken
auch nicht müssig und suchten auf alle mögliche Weise den Pro-
testanten entgegen zu wirken. Ein passendes W-rkzeug bot sich
dazu ihnen dar in einem spanischen Edelmann, Namens Lojola,
der, als Officier verwundet, auf seinem Krankenbette seine Phan-
tasie durch Lesen von Geschichten der Heiligen erhitzt und den
Entschluß gefaßt hatte, einen neuen Orden zu stiften. Dieser
sammelte sich nach seiner Genesung in Paris, wo er studirte,
mehre Anhänger, die sich gegen ihn zur Weltentsagung, zur
Armuth, zum unbedingten Gehorsam und zur Bekehrung der
Heiden verpflichten mußten. Dieser neue Orden nannte sich
Gesellschaft Jesu und verbreitete sich so schn'll, daß er nach
60 Jahren an 13,000 Mitglieder zählte. Diese suchten auf
alle Weift die katholische Religion wieder in Ansehen zu bringen
und hatten sehr verderbliche Grundsätze. Sie lehrten : Um
einen guten Zweck zu erreichen, dürfe man ein schlechtes Mittel
anwenden; man dürfe hinterlistige Eide schwören, wenn man
sich und Andern dadurch nützen könnte, selbst schlechte Fürsten
zu morden — unter welchem Ausdruck sie besonders Prote-
stanten verstanden — wäre erlaubt u. s. w. Diese gottlose
Gesellschaft der Jesuiten dauerte fort, bis der gute Papst
-Clemens Xiv. sie 1773 aufhob, allein auch dafür durch jesui-
tisches Gift starb. Leider hat Papst Pius Vii. den Jesuiten
1814 wieder eine öffentliche Bestätigung ertheilt.
15. Endlich brach der Kriegeszunder zwischen Katholiken
und Protestanten in lodernde Flammen aus. Es entstand ein
fürchterlicher 30jähriger Krieg von 1618 bis 1648; er über-
schwemmte ganz Deutschland und zog auch Dänemark und
Schweden mit ins Feld. Die schönsten Landstriche Deutschlands
à / .
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Extrahierte Personennamen: Adolph_Clarenbach Heinrichs Heinrichs Nicolaus_Boje Heinrich Heinrich Namens_Lojola
Extrahierte Ortsnamen: Dankbar- Meldorf Marne Paris Deutschland Schweden Deutschlands
118
6) Die Herrnhuter stammen von den böhmischen und mährischen
Brüdern ab, denen der fromme Graf Nicolaus von Zinzendorf
1722 eine eigene Verfassung gab, indem er einige aufnahm,
die sich auf dem Hutberge, nahe bei Berthelsdorf in der Ober-
lausitz, welches dem Grafen gehörte, niederließen und das
Städtchen Herrnhut mit dem Wunsche erbaueten, daß es stets
unter des Herrn Hut stehen möchte. Sie haben keine von
den lutherischen verschiedene Lehrsätze. Die augsburgische Con-
fession ist die Richtschnur ihres Glaubens. Das Geheimniß
von der Erlösung durch Christum ist ihnen die Hauptlehre des
ganzen Christenthums. Es ist aber nicht zu leugnen, daß sie
in frühern Zeiten die Religion zu sehr zu einer Angelegenheit
des Gefühls gemacht und oft in Schriften, Predigten und
geistlichen Liedern der Phantasie zu viel eingeräumt haben. Zn
zweifelhaften Fällen entscheiden sie durch's Loos und halten die
Entscheidung durch dasselbe für den Willen des Heilandes. Sie
zeichnen sich aus durch religiösen Sinn, durch Ordnung, Fleiß
und gute Sitten und haben sich besonders durch die Bekehrung
der Heiden sehr verdient gemacht. Uebertretungen der Mitglie-
der werden bestraft durch Ermahnungen, Warnungen, Aus-
schließung vom Abendmahle, vom Gottesdienst, von der Gemeine.
Alle diese Partheien haben im Laufe der Zeit gegenseitige Dul-
dung gelernt und mehr oder weniger sich mit einander verei-
niget. Besonders sind mehre Vereinigungen von Lutheranern
und Resormirten zu Stande gekommen. Mehre Partheien lei-
sten sich gegenseitig Beistand, um das Christenthum auch in
entfernten Erdtheilen unter den Heiden zu verbreiten. Zn Eng-
land, Dänemark und an mehren Orten in Deutschland sind
Missions-Anstalten entstanden, an welche sich die Bibelgesell-
schaften zur Verbreitung des Wortes Gottes angeschlossen haben.
Zn den Zähren von 1805 bis 1824 sollen 2]/2 Millionen
Exemplare des neuen Testaments unter die Heiden ausgetheilt
sein. So breitet sich das Wort des Herrn immer weiter aus.
Unsere Pflicht ist es, in unserm kleinen Wirkungskreise zur
Ausbreitung des Christenthums gerne das Mögliche beizutragen.
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152
macher, der nachher in den Adelstand erhoben ward
und den Namen von Grissenfeldt erhielt. 1675 gerieth
Christian in Krieg mit Karl Xl, König von Schweden.
In diesem Kriege zeichnete sich der dänische Admiral,
Nils Juul, sehr rühmlichst aus. Auch mit Hamburg ge-
rieth der König in Streit, weil durch diese Stadt der Han-
del seines Landes zu sehr beschränkt ward. Christian V.
hat mehre gute Anstalten gegründet, besonders aber
durch das grosse Gesetzbuch, welches aus 6 einzelnen
Büchern besteht, sich grosse Verdienste erworben. Sein
Tod wurde durch eine sehr starke Wunde, welche er
auf einer Jagd erhalten hatte, veranlasst. Sein Sohn
Friedrich iv. folgte ihm in der Regierung.
17. Friedrich Iv. regierte von 1699 bis 1730.
Er war thätig, tapfer und gerecht. Mit dem Herzoge
Friedrich von Holstein führte er einen Krieg, der sich
aber nicht zum Vortheil des Königs endigte. Einen
zweiten Krieg führte Friedrich mit Karl Xii. König von
Schweden. Dieser Krieg dauerte 11 Jahre. Der schwe-
dische General Steenbock schlug die dänische Armee,
drang in Holstein ein, brannte Altona ab, wurde aber
in Tönning gefangen genommen, und Schweden musste
sich den Frieden durch 6 Tonnen Goldes und Erlegung
des Sundzolles für schwedische Schilfe erkaufen. Im
Frieden sorgte Friedrich für das Wrohl des Landes, er-
richtete eine stehende Landmiliz, schalste die Leibeigen-
schaft zum Theil ab, stiftete Schulen, legte eine Anstalt
zur Bekehrung der Heiden in Tranquebar an und sorgte
durch das Waisenhaus in Kopenhagen für die Erzie-
hung elternloser Kinder. Unter seiner Regierung raubte
die Fest und eine sehr hohe Wasserlluth vielen Ein-
wohnern das Leben. Eine der merkwürdigsten Perso-
nen unter Friederichs Iv. Regierung ist Peter Torden-
skiold, der sich durch Muth und Tapferkeit in den
Seekriegen besonders hervorthat.
18. Christian Vi. regierte nur 16 Jahre, von 1730
bis 1746. Er liebte den Frieden, führte keine Kriege,
liess aber eine Staatsschuld von 2,600,000 Reichsthalern
nach. Die Ursache dazu waren besonders die vielen
Bauten, welche er ausführte. Das Schloss Christians-
burg in Kopenhagen soll 21 Tonnen Goldes gekostet ha-
den. Er beförderte die Wissenschaften, stiftete ein
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Christian Karl_Xl Karl Nils_Juul Christian_V. Friedrich_iv Friedrich Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_von_Holstein Friedrich Friedrich Friedrich Karl_Xii Karl Steenbock Friedrich_für Friedrich Peter_Torden- Muth Christian_Vi
107
9. Mit Dank erinnern wir uns hier des frommen An;
schars, der besonders Ln unserm Lande sich um die Verbreitung
des Christenthums große Verdienste erworben hat und mir Recht
der Apostel des Nordens heißt. Anschar war 801 in Frank-
reich geboren und im Kloster bei Corvey für das Mönchsleben
erzogen. In seinem löten Zahre wurde er Mönch, und 823
zog ec ins Kloster Corvey an der Weser, um Lehrer an der
Schule desselben zu sein; 826 reifete er mit dem Dänenkönig
Harald Klak, der sich bei Mainz hatte taufen lassen, nach Dä-
nemark und nahm zu Haddebye an der Schlei seinen Wohnsitz.
Hier errichtete er eine Pfianzschule für künftige Missionaire
und ließ zuerst Sklaven dazu loskaufen. Nach einiger Zeit er-
hielt er auch einen Ruf als Missionair nach Schweden. An-
schar reifete mit Einigen Gehülfen dahin ab und erreichte unter
vielen Mühseligkeiten und Entbehrungen endlich den Ort seiner
Bestimmung. Auch in Schweden segnete Gott des frommen
Mannes Wirken. Viele Schweden wurden für das Christen-
thum gewonnen, und der Gouverneur von Sigtuna ließ in
Schweden die erste Christenkicche erbauen. 831 wurde Anschac
zum Erzbischof von Hamburg ernannt. Die erste Taufkirche in
unsern Gegenden ist zu Meldorf gewesen, und etwas später'
werden Kirchen erwähnt zu Schenefeldt, Heiligenstcdten und
andern Orten. Von Hamburg aus wirkte Anschar mit unet-
müdeter Thätigkeit für das Reich Gottes. Allein ein nordjüt-
scher König eroberte Hamburg, und Anschar mußte Rettung suchen
durch die Flucht, bis er nach Wiederherstellung des Friedens nicht
allein sein Erzbischofthum wiedor erhielt, sondern auch Erzbischof
von Bremen ward. Er starb 865. Als er fühlte, daß sein
Ende herannahte, genoß er noch das heilige Abendmahl, betete
für seine Beleidiger und sprach: „Herr, gedenke meiner nach
deiner Barmherzigkeit und sei mir Sünder gnädig; in deine
Hände befehle ich meinen Geist."
10. Zm Zahr 1094 kehrte ein gewisser Peter von Amiens
von einer Wallfahrt aus Palästina zurück und verkündigte, daß
Jerusalem und das heilige Grab in die Gewalt roher Muha-
medaner gekommen wären. Durch den Papst Urban Ii. ange-
feuert, reifete Peter zu den abendländischen Fürsten und beredete
sie zu einem Heereszuge nach Palästina gegen die Ungläubi-
gen. Peter, barfuß, mit entblößtem Kopfe und auf einem
Esel reitend, mit einem Cruzifix in der Hand, predigte auf
Kreuzwegen, auf den Märkten und an den Thoren der Städte
und forderte Alles zu einem Zuge auf gegen die Ungläubigen.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Apostel Harald_Klak Sigtuna Peter_von_Amiens Urban Peter Peter
147
10. Christian Ii., schon als Knabe von 7 Jahren
zum Thronfolger ernannt, bestieg 1513 den väterli-
chen Thron. Schlechte Rathgeber, eine harte Erzie-
hung, pedantischer Unterricht, verbunden mit der stren-
gen und unvernünftigen Behandlung eines Geistlichen,
der ihm Nichts als Latein lehrte, verwilderten das zum
Wohlwollen geschaffene Herz des Königs. Eine Be-
kanntschaft mit einer gewissen Düveke und deren ver-
schmitzten, unverschämten und herrschsüchtigen Mut-
ter, Sigbrit Wilms, brachte dem König grossen Nach-
theil, da er an der letzteren eine schlimme Rathge-
berin fand. 1515 vermählte sich Christian, und 1517
starb Düveke an vergifteten Kirschen. Ein Krieg mit
Schweden endigte sich zu Christians Vortheil; allein
am 8ten Mai gab Christian das scheufsliche Trauerspiel,
welches unter dem Namen: ,,Stockholmer Blutbad" be:
kannt ist, indem er alle Vornehmsten der Stadt Stock-
holm hinrichten liess. Dies hatte die Folge, dass Schwe-
den für Dänemark verloren ging. Denn ein Schwede,
Gustav Erikson Wasa, der zu der Zeit in Dänemark
gefangen sals, entwischte aus dem Gefängnisse, kam als
Bauer verkleidet nach Schweden, stellte sich an die
Spitze der schwedischen Truppen, siegte zu mehren
Malen über Christians Heer und ward 1521 zum Reichs-
verweser von Schweden ernannt. Von dieser Zeit an
hörte die Union auf, die unter 6 Königen 126 Jahre
gedauert hatte. 1523 kündigte auch der jütländische
Adel dem Könige Treue und Gehorsam auf, und Chri-
stian Ii. musste mit den Seinigen die Flucht ergreifen.
Er irrte eine Zeitlang umher, ward aber von Frie-
drich I. gefangen genommen und in ein hartes Gelang -
nils gesteckt, doch nach 14 Jahren von Christian Iii.
daraus befreit und starb 1559. Uebrigens war er der
Reformation Luthers nicht abgeneigt, und nur die Ver-
bindungen, in welchen er mit Kaiser Karl V. stand, wel-
cher sein Schwager war, haben ihn bisweilen bewo-
gen, sich wider sie « zu erklären. Ihr erster Verkün-
diger in Dänemark war Johann Tausen, und in den
Herzogthümern Herrmann Tast, welche beide Luthers
mündlichen Unterricht genossen hatten. Johann Tau-
sen ward zwar von den Vorstehern seines Klosters ge-
fangen gesetzt; allein er predigte selbst aus den Fen-
10*
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Christian_Ii Sigbrit_Wilms Christian Christians Christian Gustav_Erikson_Wasa Gustav Christians Christian_Iii Karl_V. Karl_V. Johann_Tausen Johann Johann_Tau- Johann
Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn
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Köhlerborn, eine im Waldesdunkel aus dem Bergeshang hervorsprudelnde
Quelle im oberen Salzbachtale.
Nicht weniger anziehend ist ein Gang auf den im Norden der Stadt
sich erhebenden pfaffenwald. Durch die Vingerte zieht sich ein Pfad hinauf
zum Kussichtstempelchen, von wo man einen fesselnden Blick aus Büdingen,
den Herrnhaag, die Nonneburg und die hardeck bis hin zum fernen Tau-
nus genießt.
Die weitere Umgebung der Kreisstadt.
Eine kurze Eisenbahnfähre) bringt den Neisenden von Büdingen aus
in 10 Minuten nach der Station Mittelgründau, im Tale des Gründau-
baches gelegen, Weiter oberhalb breitet sich auf der rechten Gründauseite
das Dorf Haingründau aus, in dessen Nähe bedeutende Kalksteinlager aus-
gebeutet werden. Mittelgründau liegt unterhalb der genannten Station in
einem Seitentälchen. Der den (Drt durchfließende Haselbach teilte ihn früher
in die Dörfer Buchen (links) und Mittelgründau (rechts), von welchen letz-
teres 1816 von Isenburg an Kurhessen fiel. 1866 wurde der Ortsteil von
Preußen eingetauscht.
Läßt man von Büdingen aus den Blick nach Süden schweifen, so ge-
wahrt man überm Wiesental drüben aus der höhe ein Kirchlein, das Gottes-
haus des Kirchspiels Herrnhaag, wohin die Dörfer Lorbach» Diebach a. I).
und Vonhausen eingepfarrt sind. Kn der Stelle des Kirchleins stand das
im Jahre 1260 gegründete Nonnenkloster. Der in der Nähe stehende fürst-
liehe Gutshof Herrnhaag erinnert an den Grafen Zinzendorf, der hier im
Jahre 1738 mit Genehmigung des Büdinger Grafen eine Kolonie schuf,
die weltbekannt wurde. Innerhalb 12 Jahren hatte der Grt 22 größere
Bauwerke mit nahezu 1000 Einwohnern und verschiedenen Lehranstalten
aufzuweisen,' doch mußte Zinzendorf wegen Meinungsverschiedenheiten mit
der Büdinger Herrschaft den Grt bald wieder verlassen, und seine Kolonie
löste sich 1750—1753 auf. Die Bewohner verzogen größtenteils nach Thü-
ringen und Rheinland (Neuwied). Das im Jahre 1747 erbaute Wohnhaus
des Grafen, das Schwesternhaus und das Thorhaus der ledigen Brüder
stehen noch - auch der Friedhof, auf welchem Personen aus fast allen be-
kannten Ländern der Erde, sowie drei Kinder und ein Schwager Zinzen-
dorfs beerdigt sind, ist noch zum Teil erhalten. Im 19. Jahrhundert war
der Haag durch seine Strumpffabrikation, später durch seine bedeutende
Handelsgärtnerei bekannt. Südlich von Diebach erhebt sich auf steilem Berg-
Kegel die im 16. Jahrhundert als Nesidenz einer I)senburger Drafenlinie
*) Der Tunnel zwischen Büdingen und Mittelgründau ist 531 m, der bei Ran-
stadt 570 m lang.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt]]